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Ist der Trend wirklich Ihr Freund?

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Starke Aktien bleiben starke Aktien, wenn die Zeit, die richtige ist. Welche das derzeit sind und wann Vorsicht geboten ist.

Im Prinzip gibt es nur zwei Methoden, um an der Börse Geld zu verdienen. Entweder man investiert im Gleichschritt mit dem Markt oder man stellt sich gegen die Masse der Anleger. Beide Vorgehensweisen haben ihre Zeit. Um gegen den Strom zu schwimmen ist es im Moment jedoch noch zu früh, deutet doch kurzfristig immer noch einiges auf weitere Kursanstiege hin – trotz Italien- und Euro-Sorge.

Mit dem als Börsenpfarrer bekannten Uwe Lang habe ich Ihnen bereits einen Investor vorgestellt, der seine Trendfolge-Strategie in einem Buch beschrieben hat (siehe: Ein Pfarrer – vielleicht der beste deutsche Börsenexperte?). Er empfiehlt übrigens auch, vorsichtig zu kaufen. Denn sein „Gesamtsystem bleibt auf Hausse-Kurs, solange der Dax die Marke 7069,70 nächstes Wochenende [16./17. Juli] hält“, schreibt er in seinem aktuellen Börsenbrief. Aktuell steht der Dax bei 7230,25 Punkten.

Ein anderer, ebenfalls Deutscher, der sich mit der Momentum-Strategie auseinandergesetzt hat, der Masse also folgt, ist Ralf Goerke. Sein Buch: Zur richtigen Zeit im richtigen Markt (FinanzBuch Verlag, 2009). Wie Lang greift auch Bankfachwirt Goerke dabei auf die Relative Stärke zurück, die der Amerikaner Robert A. Levy Ende der 60er Jahre entdeckte. Levys Buch The Relative Strength Concept of Common Stock Price Forecasting (Verlag Investors Intelligence, 1968) bekommen Anleger unter Umständen noch im Antiquariat. Es ist aber nur etwas für Liebhaber. Die Relative Stärke nach Levy (RSL) ist nicht zu verwechseln mit dem RSI (Relative-Stärke-Index). Die Berechnung:

Die RSL ergibt sich aus dem aktuellen Wochenschlusskurs einer Aktie geteilt durch deren Durchschnittskurs der vergangenen 26 Wochenschlusskurse plus aktuellem Wochenschlusskurs. Ist die Kennziffer größer als 1, hat die Aktie ein starkes Momentum. Liegt eine Aktie nun deutlich darüber und – das ist meines Erachtens ebenfalls dringend erforderlich – ist zudem fundamental dennoch günstig bewertet, ist sie ein Kauf. Denn eine solche Siegeraktie bleibt auch in Zukunft auf der Siegerstraße.

Aber Vorsicht! Das gilt nur, solange sich der Finanzmarkt in einer Aufwärts- oder zumindest Seitwärts-Phase befindet. Stürzen die Kurse ob, sind es vor allem die Siegeraktien, die, die vorher schon gut gelaufen sind, die Anleger zuerst verkaufen. Deshalb ist es bei einer Momentum-Strategie so wichtig, sich ein Bild über die Gesamtlage zu machen. Aktuell sollten Anleger die die Finanzmärkte beruhigende Euro-Krise im Auge behalten!

Goerke konstruiert in seinem Buch einen solchen Indikator für das Aktienklima. Dabei fließt seine Expertise als technischer Analyst ein. Er verwendet unter anderem den MACD-Indikator (Moving Average Convergence/Divergence, Zusammen-/Auseinanderlaufen des gleitenden Durchschnitts). Auch spricht er das Thema Leerverkaufen bei Aktien mit schwachem Momentum an. Das ist allerdings nur etwas für Profis! (Beim Short-Selling ist der Verlust theoretisch unbegrenzt.) Mir persönlich liegt mehr das Modell von Lang. Goerkes Buch ist aber durchaus sehr empfehlenswert.

Ebenfalls auf Levys Ergebnisse ist James P. O’Shaughnessy in seinem Buch Die besten Anlagestrategien aller Zeiten (TM Börsenverlag, 2007) eingegangen. Eines meiner Lieblingsbücher! Verkürzt und vereinfacht gesagt, zeigt O’Shaughnessy, wenn ein Anleger auf die RSL setzt und dabei noch fundamental günstige Aktien mit niedrigem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV), Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) findet, ist er ebenfalls auf der Siegerstraße. O’Shaughnessy hat auch belegt, dass sich das so beliebte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) nicht so sehr eignet, um Erfolg an der Börse zu haben, zu leicht ist der Gewinn bilanztechnisch zu manipulieren.

M-Dax

Aktie

Relative Stärke (RSL)

Kurs/Umsatz (KUV)

Kurs/Buchwert (KBV)

Sky

215,9

2,7

7,8

Leoni

154,9

0,4

2,7

Südzucker

151,8

0,9

1,6

Hugo Boss (Vz.)

150,8

2,8

24,4

SGL Carbon

149,5

1,9

3,1

Gerry Weber

141,0

1,8

6,0

Krones

133,7

0,9

2,7

GEA

128,4

1,0

2,5

Continental

128,2

0,6

2,6

Demag Cranes

127,7

1,0

4,1

Fuchs Petrolub

127,6

1,8

5,8

EADS

125,8

0,4

3,7

Deutsche Wohnen

125,8

k. A.

1,1

Fraport

125,5

2,4

2,1

Rational

125,5

6,3

17,2

Kabel Deutschland

123,0

2,5

k. A.

Bilfinger Berger

121,3

0,4

1,9

Zum Vergleich: M-Dax (Durchschnitt) RSL 113,6

Bei der RSL-Methode ist darauf zu achten, welcher Zeitraum zur Berechnung verwendet wird. (So benutzt Uwe Lang zum Beispiel 15 Monate). Demnach sind die oben grau markierten Titel (siehe Tabelle) meiner Ansicht nach interessant für Anleger, während ich von Sky, Hugo Boss, Deutsche Wohnen, Fraport, Rational und Kabel Deutschland abraten würde und die restlichen Titel (SGL Carbon, Gerry Weber, GEA, Demag Cranes und Fuchs Petrolub) für fair bewertet halte. Ich führe Ihnen hier den M-Dax als Beispiel vor, weil der gesamte Index relativ stark ist. Hat eine Aktie einen RSL-Wert von 120 heißt das, dass die Aktie 20 Prozent über ihrem 15-Monats-Durchschnitt notiert. Sie wäre ein Kauf, unter 120 würde ich vorsichtig sein. Ab 80 könnte man theoretisch short gehen.

Ihr Ulrich W. Hanke

12.7.2011 | Dax: 7.112 | Dow Jones: 12.506 | Gold: 1.552 | Öl: 115,70 | €: 1,40


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